Überwinterung von Bonsai

Überwinterung von Bonsai

siehe auch Frostresistenz


 

Die Überwinterung der Bäume bereitet dem einen oder anderen Probleme. Deshalb an dieser Stelle ein paar Ratschläge, damit die Bäume gut über den Winter kommen.

Hierzu muss zunächst nach Baumarten unterschieden werden. Grundsätzlich sprechen wir von Indoor oder Outdoor.


 

Indoor

siehe hierzu Indoor - Bonsai für die Wohnung

 

sind die Arten, die wir i.d.R. frostfrei überwintern müssen. Indoor ist ein Begriff, der sich im Laufe der Zeit "eingebürgert" hat, eigentlich gibt es sie nicht. Denn die bei uns als Zimmerpflanze gehaltenen Bäume wachsen in deren Herkunftländern im Freien und nicht in der Wohnung.

Bei uns als typische Zimmerbonsai gehaltene Pflanzen sind z.B. Sageretia, Schefflera, Serissa, Carmona, Eugenia, Ficus, Murraya, Bougainvillea und andere.

Bei diesen Arten ist eine warme Überwinterung zwingend erforderlich. Allerdings schadet die warme, trockene, aufströmende Heizungsluft in unseren Wohnungen den Pflanzen. Nicht selten bekommen sie braune Blätter, die kurze Zeit später abfallen. Durch fehlendes Licht und die trockene Luft wird das Kleinklima derart beeinträchtigt, dass viele Pflanzen den Winter u.U. nicht überstehen. Dieser Umstand ist insbesondere den Anfängern, die günstige Bäume im Baumarkt erwerben, oft nicht bekannt. So lässt die Freude nach kurzer Zeit wieder nach und viele geben das noch vor kurzem so euphorisch begonnene Hobby wieder auf.

Beim Standort dieser Pflanzen sollte beachtet werden, dass sie möglichst hell, aber nicht über der Heizung stehen sollten. Ein Standort am Fenster ist unabdingbar. Nur wenige Zentimeter vom Fenster entfernt nimmt die Helligkeit um ein Vielfaches ab.

Die Luftfeuchtigkeit sollte relativ hoch gehalten werden, ein häufiges Abduschen der Pflanze wäre von Vorteil. Die Bodenfeuchtigkeit ist dem Standort anzupassen. Das bedeutet, je wärmer sie stehen, umso mehr muss gegossen werden oder umgekehrt.

Überwinterung im Gewächshaus unter Kalthausbedingungen

 

Kalthausbedingungen

Hinzu, zu den eben genannten Sorten, kommen die Pflanzen, die geringen Frost vertragen, ohne, dass sie gleich Schaden nehmen. Allerdings ist auch bei diesen Bäumen von einer Überwinterung im Freien in unseren Breitengraden abzuraten.

Dabei handelt es sich um die Pflanzen, die aus dem subtropischen Klimabereichen kommen. Als da wären z.B. Chinesische Ulme, Olive, Myrte, Granatapfel, Korkeiche, Baumheide usw.

Die zuletzt genannten Arten bevorzugen eine Überwinterung unter Kalthausbedingungen. Der Temperaturbereich liegt hier bei etwa 0 bis 5 Grad. Für diese Pflanzen ist eine Überwinterung in der beheizten Wohnung zu warm.

Bei zu warmer Überwinterung wird die Ruhephase verkürzt und die Pflanzen beginnen verfrüht anzutreiben oder wachsen gar den ganzen Winter über. Die Pflanzen verkahlen und wachsen aus der Form. Dieser Umstand schwächt die Bäume, so dass sie früher oder später Schaden nehmen können.

Ein optimaler Standort wäre ein frostfrei gehaltenes Gewächshaus. Kellerschächte oder außen liegende Kellertreppenabgänge, die bei zu tiefen Temperaturen abgedeckt werden können, bleiben ebenfalls frostfrei. Zu bedenken ist, dass die immergrünen Sorten wie z.B. Olive oder Myrte hell zu überwintern sind. Ein unbeheiztes Schlafzimmer oder ein helles Treppenhaus erfüllen diese Bedingungen teilweise auch, sind aber i.d.R. auch noch zu warm.

Laublose Gehölze, wie z.B. die Granatäpfel, können in einem dunklen, frostfreien Raum überwintern. (Kellerraum, Dachboden oder Garage) - Auch hier ist zu bedenken, Pflanzen die kühl überwintern benötigen weniger Wasser. Ein Austrocknen des Wurzelballes ist jedoch unbedingt zu vermeiden.

 

 

Outdoor

Pflanzen, die bei uns heimisch sind fallen i.d.R. in diese Kategorie. Fichten, Prunus, Äpfel, Lärchen, Eiben, Buchen, Birken usw. benötigen im Freien einen Schutz, der in unterschiedlicher Art und Weise ausfallen kann. 

 Frostfrei gehaltenes Gewächshaus, rechts Stelltische mit einer Folie abgedeckt

Zunächst ist zu sagen, dass alle eines gemeinsam haben. Stauende Nässe in der Schalen über die Winterzeit ist sehr problematisch, kann sogar tödlich sein. So sollte überlegt werden, ob der Baum aus der Schale genommen wird oder nicht. Bei kleineren Sammlungen ist das eher unproblematisch.

Aufgrund unterschiedlicher Umstände kann es aber erforderlich sein, dass die Bäume den Winter über in der Schale bleiben. Dabei sollte unbedingt verhindert werden, dass Regenwasser oder Tauwasser über einen längeren Zeitraum in der Schale bleibt. Zwar findet auch in den kalten Monaten Verdunstung statt (insbesondere bei den Immergrünen) allerdings trocknet das Substrat nicht ausreichend ab. Dieser Umstand ist auch im Herbst zu beachten. Bei Dauerregen dringt das Wasser ins Substrat und durchnässt es. Die Nässe schadet den feinen Faserwurzel und kann diese zum Absterben bringen. Der Austrieb ist im nächsten Frühjahr geschwächt oder bleibt ganz aus.

Deshalb sollten die Bäume so aufgestellt werden, dass die Nässe nicht in die Schale eindringen kann.

Egal ob mit oder ohne Schale überwintert wird. Einen Schutz vor zu starken Frost sollten wir den Bäumen, insbesondere den Wurzeln, geben. Denn der Wurzelballen ist sehr schnell durchgefroren und bei längeren starken Frösten kann der Wurzelballen Schaden nehmen. Auch wenn es identische Bäume sind, wie sie bei uns in der Natur vorkommen. Deren Wurzeln gehen mehrere Meter tief ins Erdreich, wo kein Frost ist.

Schattig und windgeschützt stehen die Bäume im Beet eingesenkt. Laub und Schreddergut decken den Wurzelballen ab.

Ein Schutz der Wurzeln kann auf unterschiedlichste Art und Weise gewährleistet werden. So können die Bäume in Blumenbeete eingesenkt werden. Anschließend werden sie mit Mulch, Laub oder Schreddergut aus dem Herbst abgedeckt. Styroporkisten, Luftpolsterfolie oder andere Dämmstoffe bieten ebenfalls gute Isoliereigenschaften. Ein Pappkarton auf dem Balkon oder auf der Terrasse mit Styroporchips oder Torf gefüllt und die Pflanzen darin eingesenkt bieten i.d.R. einen ausreichenden Schutz. - Aber Vorsicht bei zu starker und zu langen Sonneneinstrahlung. Deshalb möglichst schattig stellen.

Mit einer Folie abgedeckte Bäume, die im Beet, hinter einer schützenden Hecke, stehen.

Die Schale der Lärche ist mit Luftpolsterfolie eingepackt.

Die dahinter stehende Kiefer benötigt keinen zusätzlichen Schutz.

 

Dachüberstände, Carports, überdachte Sitzbereiche oder unter den Stelltischen sind optimale Plätze für unsere Bäume im Winter. Bei extremen Minusgraden werden die Bäume über Nacht zusätzlich mit einer Folie, Tannenreisig oder mit einem im Baumarkt erhältlichen Vlies abgedeckt.

Eine sehr wirkungsvolle Isolierschicht bietet locker über die Pflanzen aufgeworfener Pulverschnee. - Aber Vorsicht, ist er bereits angetaut und damit sehr schwer, so können beim Aufbringen sehr schnell die dünnen Äste brechen.

 

Wichtig ist;

dass der Stellplatz vor Sonne und Wind geschützt ist, dass die Pflanzen über die Wintermonate nicht austrocknen bzw. Staunässe haben!!

 

Es ist zwingend notwendig das Substrat im Winter regelmäßig zu kontrollieren. Ein Austrocknen des Wurzelballens ist unbedingt zu vermeiden.

Bei Überwinterung in der Schale sollte darauf geachtet werden, dass die feinen Wurzeln am Schalengrund nicht in einer Schlierschicht stehen, die durch ständige Nässe (Regen, Schnee) entsteht. Diese Schicht aus feinsten Staub- oder Erdkörnern bildet sich bei schlecht vorbereitetem Substrat in der Schale und lässt bei Dauernässe die feinen Faserwurzeln absterben. Um dies zu vermeiden muss dafür gesorgt werden, dass die Schalen im Winter nicht mit Wasser voll laufen. Diesen Umstand kann man verhindern, indem die Schalen in einer Plastiktüte eingepackt werden und ein vollregnen dadurch verhindert wird. Mögliche Schimmelbildung schadet den Pflanzen dabei nicht. Sobald die Schalen im Frühjahr aus der Tüte genommen werden, verschwindet auch der oberflächige Schimmel wieder.

 

Pflanzen, die aufgrund der Größe nicht umgestellt werden können, werden an Ort und Stelle eingepackt.

 

Des weiteren ist zu erwähnen, dass zu gut gemeinter Schutz den Pflanzen ebenfalls Schaden kann. - D.h. ein verfrühtes Einräumen ins Gewächshaus oder in den Wintergarten kann den Rhythmus der Pflanze stören. Des Weiteren werden Schädlinge, die noch auf der Pflanze leben mit ins Quartier genommen.

Kurze Frostperioden schaden den Outdoors nicht, auch wenn sie noch nicht eingwintert sind. Erst länger anhaltender Frost kann insbesondere den Pflanzen, die in Schalen stehen, schaden. - Die Pflanzen benötigen den Rhythmus der Natur und dazu gehören eben Frost und Kälte, sowie Sonne, Regen oder Nebel. Wird dieser Rhythmus gestört, z.B. indem ein Outdoor zu warm steht, so erhält er nicht die für ihn erforderliche Winterruhe und kann verfrüht austreiben.

Einen festen Zeitpunkt zum Einwintern kann man pauschal nicht sagen. Der Zeitpunkt hängt von verschiedenen Faktoren ab.  - Die klimatischen Bedigungen des Wohnortes und die Pflanzenart wären da als erstes zu berücksichtigen. Beste Hinweise zur Überwinterung bekommt man, wenn man sich den ursprünglichen Standort der Pflanze anschaut.

 

 

 

Überwinterungsplätze:

 

Terrasse / Balkon:


In Kisten oder Kartons in Mulch oder Torf eingesenkt unproblematisch bei kleinen Sammlungen; oft wirksamer Schutz gegen kalten Wind; die Bäume können leicht überprüft werden.

Nachteil: Häufig sind Balkone und Terrassen zum Süden ausgerichtet; so dass die Sonneneinstrahlung zu intensiv werden kann.

 

Beet:


Auch größere Sammlungen können problemlos überwintert werden; zwischen / unter Büschen guter Schutz vor Wind und Sonne.

Nachteil: Eine Kontrolle der Bäume ist nicht immer einfach; bei zu starken, dauerhaften Frösten ist ein zusätzlicher Schutz u.U. problematisch.
 

Garage:


Schutz vor Sonne und kalten Wind; wenn überhaupt, nur mäßiger Frost.

Nachteil: Oft dunkel und nur für laublose Gehölze geeignet; begrenzte Stellfläche. 

 

Gewächshaus / Kalthaus:


Geringer bzw. kein Frosteinfluß; Bäume sind leicht zu kontrollieren; kein Wind.

Nachteil: Durch Sonneneinstrahlung heizt sich das Haus sehr schnell auf und die Planzen können bei mangelnder Kontrolle schnell Schaden nehmen!!! Nur begrenzte Stellfläche.
 

Treppenabgang:


In der Regel frostfrei; man kann die Bäume mit einfachen Mitteln (Styroporplatten) bei starken Frösten zusätzl. schützen; Bäume lassen sich leicht kontrollieren.

Nachteil: Wenig Lichteinfall; viele Häuser haben keinen außen liegenden Kellerabgang.
 

Kellerschächte: 

Ein optimaler Stellplatz für unsere Shohin.
In der Regel frostfrei; man kann die Bäume mit einfachen Mitteln (Styroporplatten) bei starken Frösten zusätzl. schützen; auch Immergrüne können darin überwintert werden.

Nachteil: Nur begrenzter Platz der zur Verfügung steht; Kellerschächte lassen sich manchmal "schwer bestücken"; nicht jedes Haus hat geeignete Kellerschächte.

 

zusammengestellt von Josef Knieke

 

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