Bonsai umtopfen

Bonsai umtopfen

 

Allgemeines:

Warum sollen unsere Bonsai umgetopft werden? - Wenn das Substrat zu stark verdichtet, verbraucht oder einfach ungeeignet ist, sollte umgetopft werden.

Grund für verdichtetes Substrat kann sein, dass das Wurzelwachstum im Laufe der Zeit das Pflanzbehältnis komplett ausgefüllt hat. In der Schale ist kein Platz mehr, das Wachstum gerät ins stocken. Zur Folge kann kein Wasser aufgenommen werden. Durch das verdichtete Substrat kommt kein Sauerstoff an die Wurzeln. Der Baum beginnt zu schwächeln.

Von verbrauchtem Substrat ist die Rede, wenn sich z.B. die Konsistenz der Körnung verändert. So z.B wenn moderne Substrate verwendet werden und das Lehmgranulat (Akadama oder Kanuma bei Azaleen) zerbröselt bzw. zerfällt. Es entsteht eine sehr feine schlickerige Substanz in der Schale. Den feinen Wurzeln wird kein Lebensraum geboten, da sie unter diesen Bedingungen faulen. Nahrung kann von den Wurzeln nicht aufgenommen werden und weiter transportiert werden. Schwaches Wachstum ist die Folge.

Von ungeeignetem Substrat kann man ausgehen, wenn über den Handel frisch importierte Bäume in den Verkauf gelangen. Häufig ist es Massenware, die mit einem klumpigen Lehmballen geliefert wird.Der Weiterverkauf findet statt, ohne dass die Erde gewechselt wurde. - Der Lehmballen hat nur einen Grund. Die Pflanzen überstehen den nicht selten mehrere Wochen andauernden Transportweg aufgrund des dadurch feucht gehaltenen Wurzelballens. Allerdings kann Lehm kaum Nährstoffe halten. Des weiteren kommt dadurch kein Sauerstoff an die Wurzel. Deshalb sollten neu gekaufte Bäume auf ihr Pflanzsubstrat untersucht und notfalls alsbald umgetopft werden.

 

Substrat:

Über die Zusammensetzung des Substrates gibt es viele verschiedene Meinungen. Jeder Bonsaianer hat seine eigene Mischung und kommt mit dieser Zusammensetzung gut zu recht. In verschiedenen Foren wird darüber heftig diskutiert was nun das "Nonplusultra" für seine Bäume ist. In diese Diskussion möchte ich hier nicht einsteigen, allerdings können ein paar wenige, allgemeine  Hinweise herangezogen werden.

So sollten die Bestandteile körnig sein und nicht in Sandform in die Schale gelangen. Sie sollten das Wasser und Nährstoffe halten und die Wurzeln mit Sauerstoff versorgen können.

Eine brauchbare Mischung kann man leicht selbst herstellen. Die Bestandteile können aus Torf bzw. Humus oder Blumenerde mit einem größeren Anteil eines körnigen Anteils aus Seramis, Maxit, Splitt, Bims oder Lavagranulat bestehen. Damit der feine, sandige Anteil nicht in die Schale gelangt, ist es ratsam das Substrat vorher auszusieben.
Zu beachten ist, dass die Bestandteile ein wenig unterschiedliche Eigenschaften haben. So ist Torf z.B.sauer, Bims hält kaum Feuchtigkeit oder Lavagranulat hält die Feuchtigkeit im Boden und liefert aufgrund der porösen Oberfläche Sauerstoff an die Wurzeln. Beachtet man diesen Umstand und schaut sich die Bedürfnisse der einzelnen Pflanzen an, kann man durch ein angepasstes Mischverhältnis den Pflanzen gute Voraussetzungen bieten.

Zu erwähnen wären an dieser Stelle noch die "modernen" insbesondere aus Japan stammenden Substrate. Zu nennen sind da:

Akadama (Lehmgranulat zu verwenden für Laubbäume)
Kanuma (für Azaleen)
Kiryu (für Nadelgehölze)

Diese Bestandteile können pur oder je nach Bedarf mit den o.a. Bestandteilen gemischt  werden.

Weitere pflanzenspezifische Hinweise können aus den Blättern der Pflegekalender entnommen werden.

 

Umtopfzeit und Umtopfintervalle

Grundsätzlich ist das Frühjahr die optimale Zeit unsere Bäume umzutopfen. - Kurz vor dem Austrieb!!!! - Wann das ist kann pauschal nicht gesagt werden, da der Austrieb von verschiedenen Faktoren abhängt. Der Hauptgrund für diese Zeit ist, da unsere Bonsai zu dieser Zeit voller Energie stecken und vor Kraft nur so strotzen.

Denn eines muss man sich immer vor Augen halten: jeder Eingriff ins Wurzelsystem bedeutet auch eine Schwächung der Pflanze.

Da unsere Bäume zu dieser aber sehr vital sind, stecken sie den Eingriff relativ unbeschadet weg.

Allerdings gibt es auch hier Ausnahmen. Azaleen z.B. sollen lt. Aussagen verschiedener Fachleute nach der Blüte, also im Sommer umgetopft werden. Ich habe mit dem Umtopfen der Azaleen im Frühjahr keine negativen Erfahrungen  gemacht und werde sie deshalb immer wieder im Frühjahr umtopfen!
Auch das Umtopfen der Nadelgehölze wird zu anderen Zeiten als Frühjahr vorgenommen. Ich bitte die genauen Zeiten aus den oben bereits erwähnten Pflegekalenderblättern zu entnehmen.

Diese beinhalten auch die Umtopfintervalle. So sollten Jungpflanzen häufiger als ältere Pflanzen umgetopft werden. Birken müssen u.U. im Jahresrhythmus, Pflanzen mit Symbiosepilzen im Substrat, evtl. alle 4 Jahre umgetopft werden. 

 

Vorgehensweise beim Umtopfen

 

I.

Im Vorfeld sollten das gemischte Substrat, Werkzeug und eine Schale zurecht gelegt werden. Wenn wir eine neue Schale verwenden wollen, sollten die Abzugslöcher mit Netzen versehen werden, damit das frische Substrat nicht aus der Schale herausrieselt. Alte Schalen werden zuvor gereinigt.
Durch die Löcher wird ein Draht gezogen, so dass der Baum damit später angebunden werden kann.

Diese Vorbereitungen sind insbesondere dann wichtig, wenn wir an warmen, sonnigen Tagen umtopfen wollen. Wenn der Baum aus der Schale genommen wurde, sollte er so schnell wie möglich wieder ins frische Substrat gesetzt werden. Legen wir die Pflanze jetzt mit ungeschütztem Wurzelballen an die Seite, um z.B. die Schale vorzubereiten, könnte dies dem Wurzelballen schon Schaden zufügen.

 

II.

Zunächst wird die Pflanze aus dem Behältnis herausgehoben. Hierzu müssen die Befestigungsdrähte unterhalb der Schale gelöst werden. Danach kann man die Pflanze i.d.R. aus dem Behältnis nehmen. Dieser Arbeitsvorgang kann dadurch erleichtert werden, indem die Pflanze zuvor nicht gegossen wird und das Substrat relativ trocken ist.

 

Komplett durchwurzelter Wurzelballen

Ist ein Herausheben der Pflanze nicht möglich, kann dies z.B. daran liegen, dass wir eine "bauchige Wölbung" in der Schalenwandung haben. Dann muss u.U. ein Messer zu Hilfe genommen werden und der Baum wird aus der Schale heraus geschnitten, indem man mit dem Messer den Schalenrand entlang schneidet. 

 

III.

Nach dem Herausnehmen stellen wir fest, dass der Wurzelballen wie ein Gespinst aussieht. Die Wurzeln sind wie ein Filz ineinander gewachsen. Um diesen Filz aufzulösen beginnen wir zunächst von unten die langen, kräftigen in einem Kreis gewachsenen Wurzeln zu lösen. Der nun etwas gelockerte Wurzelfilz wird dann mit einer Wurzelkralle ausgekämmt. Dies geht am einfachsten, wenn man vom Stamm nach außen kämmt.
Dabei lösen sich ein Teil der Wurzeln von allein indem sie schlicht weg abreißen. Dieser Umstand schadet den Pflanzen nicht. Bei Sorten wie z.B. Azaleen oder Buxus ist ein "reines "Auskämmen ohnehin nicht möglich. Hier bleibt ein Großteil der Wurzeln am Werkzeug hängen und wird so entfernt.

Ansonsten entsteht durch das Kämmen ein "Wurzelbart", der danach herunter hängt und mit einer Schere abgeschnitten wird.

Der Wurzelballen nach einem ersten Auskämmen.

Wurzeln, die stören und zu dick sind, können mit einer Zange entfernt werden. Dies ist häufig Fall, wenn die Bäume ihre erste Schale bekommen oder der Natur entnommen worden sind. Der Wurzelansatz kann korrigiert und die sichtbaren Wurzeln können sortiert werden
Der Wurzelschnitt kann, bzw. sollte je nach Sorte unterschiedlich stark ausfallen. So sind z.B. Ahorn, Birken, Hainbuchen und Azaleen starkwüchsig und entwickeln schnell wieder einen kräftigen Wurzelballen. Als Faustregel kann man sich merken, dass etwa ein Viertel bis zu einem Drittel des Ballens entfernt werden kann. Bei den starkwüchsigen Sorten kann es auch etwas mehr sein.

Allerdings sollte der Wurzelschnitt insbesondere bei Nadelgehölzen etwas "bescheidener" ausfallen. Hinzu kommt, dass das mit Mykorrhiza durchsetzte Substrat entfernt wird und die Pflanze zusätzlich schädigen kann. Bei Bonsai, wo die Pflanzenerde, die mit diesem Symbiosepilz durchsetzt ist (können auch Laubbäume sein), ist es ratsam, von dem alten Substrat etwas mit in die neue Schale zu geben.


Nach dem Wurzelschnitt, hier bei einem Dreispitzahorn

Mit dem Wurzelschnitt werden überflüssige, abgestorbene und dem Wurzelansatz unansehnliche Wurzeln, sowie nach unten wachsende Wurzeln entfernt. Dickere Wurzeln werden sofern sie nicht der Optik dienen komplett herausgeschnitten.
Die alte Erde wird mit einem "scharfen" Wasserstrahl aus dem Ballen herausgewaschen. Dies ist insbesondere auch für frisch importierte Bäume wichtig.
Da im Ausland andere Pflanzenschutzbestimmungen gelten, kann es durchaus sein, dass die Bäume zuvor einer chemischen Behandlung unterzogen worden sind. Giftige Bestandteile werden so aus dem Substrat heraus gewaschen, bzw. von der Pflanze entfernt.

Ausgewaschener Wurzelballen

 

IV.

Bei tieferen Schalen wird auf den Grund der Schale eine Drainageschicht aufgebracht. Diese soll das überschüssige Gießwasser ungehindert ablaufen lassen.
Dazu verwendet man ein grobkörniges Splitt oder Granulat. Damit der Schalenboden mit anhaftenden kleinen Sandpartikeln nicht verschlämmt wird, sollte das Material vorher ausgesiebt, bzw. ausgewaschen werden.  Dieses sollte man insbesondere bei flachen Schalen beachten, da diese häufig keine Drainageschicht haben. Setzt sich hier ein schmieriger Belag auf den Schalenboden ab, könnten die Wurzeln faulen.

Anschließend wird eine kleine Schicht Pflanzsubstrat auf die Drainageschicht gebracht. In dem Bereich wo der Bonsai positioniert wird, sollte ein kleiner Hügel mit dem Substrat angehäuft werden.
Danach wird der Bonsai in die Schale gesetzt. Durch leichtes Drücken, Drehen hin und her bewegen, sowie kippen des Baumes, wird das angehäufte Substrat gleichmäßig unter dem Wurzelballen verteilt und die Lücken im Wurzelballen werden mit Substrat gefüllt. Der Bonsai wird in der endgültigen Position platziert. Der Wurzelhals sollte sich dabei in Höhe der Schalenkante oder ein wenig darüber  befinden. Des weiteren wird der Baum außer in runden Schalen, nicht in der Mitte der Schale gepflanzt!!
Die Fixierdrähte werden diagonal über den Wurzelballen geführt. Dann werden die Drahtenden mit einer Zange zusammen gedreht. Die Fixierdrähten sollten auf keinen Fall um den Stamm gelegt werden.

Bei dem weiteren Anfüllen des trockenen Substrates (feuchtes Substrat rieselt nicht in die Hohlräume) wird mit einem nicht allzu spitzen Gegenstand, z.B. einem Holzstäbchen, das Substrat in die Lücken und Zwischenräume "gestochert"! Aber Vorsicht bei allzu grober Vorgehensweise können die Wurzel dadurch beschädigt werden. - Verschiedene Sorten mit sehr fleischigen  Wurzeln, wie z.B. Eiben, mögen diese Prozedur gar nicht. Da sollte man auf die Holzstäbchen ganz verzichten.
Zum Schluss sollte eine dünne Schicht mit feinerem Substrat als Deckschicht aufgebracht werden. Abschließend wird der Baum kräftig gewässert, bis aus den Abzugslöchern "klares " Wasser austritt.

 

Nachsorge

Frisch umgetopfte Bäume müssen unbedingt frostfrei aufgestellt werden!!!

Der Standort sollte so gewählt werden, dass der Baum vor Wind und Sonne geschützt ist. Aufgrund der erhöhten Luftfeuchtigkeit wäre ein Standort im halbschattigen Gewächshaus optimal.

Das anschließende Gießverhalten ist dem frisch getopften Baum und dem neuen Standort anzupassen.

 

Frisch eingetopfter Dreispitzahorn

 

 

Die pflanzenspezifischen Substratmischungen und Umtopfzeiten findet ihr hier!

 

 


 

zusammengestellt

 

Josef Knieke

März 2014

 

 

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