Rotbuche als Bonsai

 

Die Rotbuche

 

Rotbuche Pflegekalender.pdf

 

ALLGEMEINES:

 

Die Europäische Rotbuche (Fagus sylvatica) wird als Nutzholz, als Heckenpflanze und als Zierbaum gepflanzt. Sie zählt botanisch gesehen zu den Buchengewächsen (Fagaceae) und wird bis zu 40 m hoch.

Im dichten Bestand bildet sie lange, gerade Stämme, die bis zur Krone hin nahezu unbeastet sind. Beim Einzelbaum setzen die Äste meist schon ganz unten an, um mit ihrem Laub den Stamm und die empfindliche Rinde gegen austrocknende Winde und Sonnenbrand zu schützen.

Vom deutschen Namen her wird die Rotbuche häufig mit der Blutbuche (Fagus sylvatica purpurea) verwechselt. Die Blutbuche hat jedoch ihren Namen vom herrlich schwarzroten Laub bekommen. Sie gehört zur Gattung der Buchen ist jedoch eine andere Art als die Rotbuche. Die Rotbuche hat grünes Laub. Die hat ihren Namen vom Holz, das sich nach dem Schnitt rötlich verfärbt. Ganz wichtig für ihr Gedeihen ist eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit. Werden die Äste entfernt, wird das Kleinklima verändert. Infolge dessen trocknen Rinde und Kambium aus. Die Rinde ist glatt und silbrig-grau.

Rotbuchen sind einhäusig und blühen unscheinbar. Sie werden vom Wind bestäubt und entwickeln bis zum Herbst in einem Fruchtbecher dreieckige Samen, die essbaren Bucheckern. Die wechselständigen Blätter treiben oft erst Anfang Mai aus einer auffällig langgezogenen, spitzen, zimtfarbenen Knospe und sind anfangs samtig behaart, später dunkelgrün glatt. Die Herbstfärbung ist orangegelb bis gelb. Das später braune Laub bleibt meist den ganzen Winter über am Baum und schützt diesen vor Wind und Kälte. Wie die meisten Bäume lebt die Rotbuche mit einem Pilz in Symbiose. Sie kann bis über 500 Jahre alt werden, es gibts nahezu 150 Varietäten.

 

Sommer 2013

 

Herbst 2013

 

... der selbe Baum 2008

 

 

DIE ROTBUCHE ALS BONSAI:

 

Als Bonsai ist die Rotbuche sehr beliebt, weil es einerseits in unseren Wäldern häufig geeignetes Ausgangsmaterial gibt und weil der Baum andererseits auch gravierende Gestaltungsmaßnahmen kaum übel nimmt. Starken Rückschnitt verträgt sie gut. Man muß jedoch etwas Geduld haben, da eine feine Verzweigung erst nach einigen Wachstumsperioden zu erwarten ist. Schnittstellen verheilen schnell.

Findlinge machen etwas Probleme, da die Rotbuche bei tiefgründigem Boden nicht selten Pfahlwurzeln bilden. Die Überlebenschansen der Findlinge erhöht sich, wenn sie nach dem Sammeln für 1 oder 2 Jahre ins Blumenbeet gepflanzt werden. Sie sollten auf jeden Fall vor Sonne und Wind geschützt werden.

Ansonsten kann man die Pflanze ein oder zwei Jahre vor dem Ausgraben umstechen. - Mit einem Spaten wird der Baum etwa im Radius der Baumkrone umstochen. Sollten sich in dem Bereich dicke Wurzeln befinden, kann man diese mit einer Gartenschere durchtrennen. Das dadurch u.U. entstandene Loch im Wurzelbereich wird wieder mit Erde verfüllt. Mit etwas mehr Aufwand kann man auch so im Vorfeld die Pfahlwurzel durchtrennen!! - Die Pflanze belässt man am ursprünglichen Standort. Die Wunden verheilen, der Wurzelballen wird kompakter und die Überlebenschance für das nächste Jahr steigert sich durch diese Maßnahme erheblich.


2005

 

 .... der selbe Baum 2012

 

 

PFLEGEHINWEISE:

 

Standort:

 

Als Standort bevorzugt die Rotbuche einen lichten, halbschattigen Platz, der von der Mittagssonne verschont bleibt. Bei sonnigen Standort heitzt sich die Schale zu sehr auf, so dass Verbrennungen an den Blättern vorprogrammiert sind. Sie sollte allerdings nicht zu schattig stehen, denn dann bildet sie recht große Blätter aus.

Die Blutbuche hingegen mag einen vollsonnigen Platz. Erst so entwickelt sie ihr dunkelrotes Laub. - Aber Vorsicht, heiße, trockene Plätze können Spinnmlben anlocken.

Buchen allgemein, lieben hohe Luftfeuchtigkeit. Ein häufiges Übergießen oder Übersprühen des Laubes fördert das Wohlbefinden der Pflanze und mindert einen möglichen Milbenbefall. (Milben lieben ein trockenes Kleinklima) Bei sonnigem Standort (so z.B. bei der Blutbuche) sollte auf ein Übergießen des Laubes verzichtet werden, da das Laub sehr schnell verbrennt.

Die Pflanzen sollten möglichst windgeschützt aufgestellt werden.

 

(allgemeine Tipps zum Überwintern von Bonsai findet ihr hier)


Überwintern der Rotbuche:

Bei der Rotbuche handelt es sich um einen heimischen Baum. Das bedeuet, dass sie in unseren Breiten winterhart ist. Dennoch sollten bei der Überwinterung ein paar Dinge unbedingt beachtet werden.

Die Rotbuche sollte auf keinen Fall unter -10 Grad ungeschützt überwintert werden!! - Im Beet eingesenkt übersteht sie -20 Grad schadlos.

Das trockene Laub bietet im Winter einen besonderen Schutz. Deshalb sollte es nicht entfernt werden. Es schützt den Baum vor zu intensiver Sonneneinstrahlung und einem damit zwangsläufig verbundenen vorzeitigen Austrieb.

 

Eine Möglichkeit:

Pflanzen mit festem Wurzelballen werden ohne Schale, draußen an einem schattigen, windgeschützten Platz ins Beet eingesenkt. Den Baum ins Beet einschlagen und mit Laub oder Schnittgut anhäufeln. Danach müssen wir kräftig wässern, damit der Wurzelballen möglichst guten Kontakt mit der umliegenden Erde bekommt. - So kommt der Baum an einer geschützten Stelle unbeschadet durch die kalte Jahreszeit.

Der Schattenplatz ist nicht nur guter Schutz vor der Wintersonne, sondern er verhindert auch, dass die Pflanzen im Frühjahr zu früh austreiben (Vorsicht bei Spätfrösten).

Eine weitere Möglichkeit:

Bei der Überwinterung mit Schale sieht es schon etwas problematischer aus. Am Boden der Schale setzen sich feinste Partikel des Substrates ab. Die staubartigen Teilchen bilden einen Schmierfilm in dem die Wurzeln liegen. Darin eingebettet kommt keine Luft an die Wurzen, so dass diese alsbald anfangen zu faulen. Ein Absterben der feinen Wurzeln schadet dem Baum. Im Frühjahr treibt er nur schwerlich oder gar nicht mehr aus.

Abhilfe kann man schaffen, indem man verhindert, dass Regen- oder Tauwasser im Überfluß in die Schale eindringt. Dadurch steht der Baum nicht dauerhaft nass und die Wurzeln kommen unbeschadet über den Winter.

Ein Stellplatz unter einem Vordach, in einem Gartenhaus oder in einer unbeheizten Garage wäre optimal. Desweiteren muss die Schale unbedingt z.B. in einer mit Mulch gefüllten Kiste eingesenkt oder z.B. mit Luftpoltserfolie geschützt werden. So werden die Wurzeln nicht durch strenge Fröste geschädigt. - Diese verfahrensweise ist nur für fortgeschrittene Bonsaianer zu empfehlen!!!!

Auch dieser Platz muss vor Wind und Sonne geschützt sein.

 

Abschließend sollte erwähnt werden, dass eine Kontrolle des Substrates auch im Winter unabdingbar ist. Ein gänzliches Austrocknen des Wurzelballens ist unbedingt zu vermeiden.

 

Gießen :

 

Die Rotbuche ist insbesondere im Sommer sehr durstig!!! So ist es u.U. nötig mehrmals täglich zu giessen.

Bevorzugt wird Regenwasser verwendet. Bei größeren Gießmengen kann man dadurch eine Übersalzung des Substrates verhindern. Die Rotbuche ist salzempfindlich. - Deshalb auch Vorsicht bei der Verwendung von Flüssigdünger.

Die Verwendung von herkömmlichen Leitungswasser ist grundsätzlich unbedenklich und hat auch Vorteile. Da die Rotbuche kalkliebend ist, kommt ihr der Kalkgehalt im Leitungswasser zugute. -Nur bei mehrmaligem Giessen am Tag sollte aufgrund der eben genannten Nachteile möglicher Weise auf Regenwasser zurück gegriffen werden!

Die Rotbuche mag es überhaupt nicht, wenn sie zu trocken steht!! - Ein Übergießen der gesamten Krone im Sommer schützt vor Überhitzung.

Deshalb möglichst gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit während der Wachstumsperiode halten. Im Winter sparsamer gießen, aber die Erde nicht austrocknen lassen.

Grundsätzlich sollte aber Staunässe vermieden werden. Braune Blattspitzen sind ein Zeichen für schadhaftes Wurzelwerk, das durch Staunässe oder durch Übersalzung des Bodens resultiert. Die feinen Wurzeln sterben ab und können den Baum nicht mehr ordnungsgemäß versorgen. Der Symbiospilz im Substrat könnte dabei absterben. Die Pflanze kümmert und ist geschwächt, sie könnte absterben.

 

Düngen :

 

Nachdem sich die ersten Blätter entfaltet haben, wird mit dem Düngen begonnen. - Danach alle 2 Wochen möglichst mit organischem Dünger. Evtl. etwas Kalium hinzufügen. Dadurch erhält die Pflanze einen besseren Verdunstungsschutz.

Vorsicht mit Flüssigdünger! Der Salzgehalt kann die feinen Wurzeln schädigen.

Bei Eintritt der Herbstfärbung wird die Düngung eingestellt.

 

Erde:

 

Die Rotbuche liebt einen kalkhaltigen, "fetten" Boden, der sowohl Wasser, als auch die Nährstoffe gut halten kann.

Eine Mischung von Akadama, Lavagranulat und Humus bzw. Torf im einem Mischungsverhältnis von 2:1:2.

 

Umtopfen:

 

Um Mangelerscheinungen aus dem Weg zu gehen, sollten wir uns zur Regel machen, Rotbuchen alle 2 Jahre mit gleichzeitigem Wurzelschnitt, im Frühjahr, eher etwas später und nicht vor März / April, wenn die Knospen anschwellen, umtopfen. Das Substrat kann ruhig etwas "fetter" sein, d.h., auch wenn es bei anderen Baumsorten nicht unbedingt erwünscht ist, darf hier etwas Humus bzw. Torf beigemengt werden. Das Substrat sollte die Eigenschaft haben, das Wasser gut zu halten!!!

Eine Mischung aus Akadama, Lavagranulat und Humus, wie eben beschrieben, ist durchaus möglich. Wichtig ist, dass das Substrat das Wasser hält, jedoch auch gut wasserdurchlässig ist, damit sich keine Staunässe bildet.

Nach dem Umtopfen, bzw. mit beginnendem Austrieb ist bei der Standortwahl noch ein wenig Vorsicht geboten - die Buchen reagieren sehr empfindlich auf Spätfröste.

Bei Salzschäden (i.d.R. durch braune Blattränder zu erkennen), die z.B. durch Überdüngung häufig in der warmen Jahreszeit entstehen, sollte das Substrat reichlich ausgespült, aber auf keinen Fall gewechselt werden.

 

Schneiden:

 

Die Gestaltung von noch nicht ausgereiften und bereits fertigen Buchen-Bonsai unterscheidet sich ein wenig.

Bei noch jungen Bonsai sind die Ziele eine reiche Verzweigungund und größeres Dickenwachstum. Beide Ziele werden erreicht, indem man junge Triebe im Frühjahr lang auswachsen lässt und erst, wenn die jungen Zweige beginnen braun zu werden, auf zwei bis drei Blätter zurückschneidet. Der häufig folgende Zweitaustrieb ist für die weitere Gestaltung meist nicht brauchbar.

Bei älteren Bonsai steht der Aufbau der Feinverzweigung im Vordergrund.

Zur Förderung der Feinverzweigung sollten im zeitigen Frühjahr, kurz vor dem Austrieb, regelmäßig die langen, dicken Spitzenknospen entfernt werden.

Kräftige Äste werden in den Wintermonaten entfernt. Der Schnitt der dünneren Äste kann über das ganze Jahr erfolgen. Es ist von Vorteil, wenn man beim Schnitt ein kleines Stück des Astes stehen lässt. Es verhindert das Zurücktrocknen und das mögliche Absterben dahinter stehender Knospen. - Die verbliebenen Stummel können später entfernt werden.

Damit die Blattabstände (Internodien) nicht zu groß werden und demzufolge die Krone kompakter wird, sollte man wie folgt verfahren:

In einer Knospe befindet sich bereits der gesamte Trieb mit allen daran befindlichen Blättern, die eng zusammengedrängt sind. Beim Austrieb strecken sich die Zellen, wodurch sich der Zweig verlängert und die Blätter sich entfalten. Zupft man die Triebe zu Beginn des Streckungswachstums zurück, bleiben die Blattabstände geringer, als wenn man sie ungehindert wachsen ließe. Der richtige Zeitpunkt ist, wenn sich die Knospen verdicken und öffnen. Zeigt sich die erste Verfärbung kann gezupft werden. Wird die Triebspitze zu früh gezupft (zu diesem Zeitpunkt ist sie i.d.R. noch sehr hart), kann diese total aus der Hülse gerissen und zerstört werden. Deshalb sollte der ungeübte Bonsaianer etwas warten. Die frischen Spitzen, die sich bereits gestreckt haben und deutliches Grün zeigen, sind leichter zu zupfen.

Dieser Zeitpunkt kann sehr varieren. So sind die Endknospen i.d.R. kräftiger und früher im Austrieb, als die Seitenknospen. Die Entwicklung der Blätter zieht sich über mehrere Tage hin, so dass man zwischendurch immer wieder nach dem Baum schauen und zupfen sollte.

Die zimtfarbenen Knospen werden im Frühjahr zunächst dicker, wobei sie sich im weiteren Verlauf strecken. Die Farbe wechselt dann und aus den bäunlichne Triebespitzen schimmert das erste grüne. Kurze Zeit später "platzen" die Triebspitzen auf und die noch weichen Blätter "fallen" aus der Knopse. Mit den Fingerspitzen greift man die noch nicht gestreckte Triebspitze und zupft sie ab, so dass nur noch zwei bis drei Blätter in der am Baum befindlichen "Triebhülle" verbleiben.

Die Knospe ist noch geschlossen, zum Auszupfen ist es noch zu früh...

..der ersten Verfärbungen weisen darauf hin, dass sich die Triebspitze bald öffnet,(der geübte Bonsaianer könnte jetzt zupfen!!!) - Der Ungeübte sollte noch etwas warten....

...die ersten Blätter haben sich entfaltet, es ist allerhöchste Zeit die Triebspitze auszuzupfen....

...die frischen Blätter werden mit zwei Fingern ergriffen,

...mit leichtem Zug an den Blattspitzen lösen sich diese aus dem Trieb,

...zwei oder drei Blätter verbleiben am frischen Trieb.

 

Drahten:

 

Die Gestaltung sollte hauptsächlich durch einen gezielten Rückschnitt oder durch Abspannen der Äste erfolgen.

Gedrahtet wird im Frühjahr vor dem Austrieb, da dann das Holz am besten zu biegen ist. Den Draht müssen wir behutsam anlegen, da Buchen eine sehr dünne, empfindliche Rinde haben. Mitte Sommer müssen wir den Draht unbedingt kontrollieren, da dieser nun schnell einwachsen kann. (Buchen haben zwei Wachstumsschübe - im Frühjahr und den sogen. Johannistrieb im Sommer)

 

Schädlinge:

 

Schwammspinner:

Der Schwammspinner ist nicht auf Robuchen spezialisiert, er befällt nahezu alle Baumarten. Eine Bekämpfung erfolgt durch Absammeln der Raupen bei Befall (April bis Juni).

 

Buchenblattlaus / Buchenschmierlaus und Buchenwollschildlaus:

Diese gehören zu den saugenden Insekten und sind mit einem weißen Gespinst aus einer wachsartigen Substanz überzogen. Die Substanz soll sie vor Feinden schützen, sie bietet aber auch Schutz vor einer Bekämpfung.

Eine Austriebsspritzung oder Winterspritzung mit einem Weißölpreparat wirkt vorbeugend und verhindert einen Befall von saugenden Insekten. Bei Anwendung im belaubten Zustand mit einem Ölpreparat sollte der Baum vorübergend in den Schatten gestellt werden.

Die Anwendeung findet vorzugsweise Anfang Dezember statt und wird im folgenden Jahr im Februar wiederholt.

 

Buchengallmilbe:

Die Gallmilbe verursacht ein Einrollen der Blätter im Frühjahr. Die befallenen Blätter werden entfernt. Die Pflanze im Winter mit Winteröl behandeln.

 

 

 

Vermehrung:

 

- durch Aussaat frischer Samen im Frühjahr

- durch Abmoosen

- durch Ableger

 

 

 

zusammengestellt: J. Knieke

Bonsaiarbeitskreis Hildesheim

Februar 2005

 

 

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