Schlehe als Bonsai

Prunus spinosa - Schlehe - Baumportrait

von Josef Knieke

 

Schlehe Pflegekalender.pdf


Kurzbeschreibung :

Herkunft .......................: Europa, Vorderasien bis zum Kaukasus und Nordafrika
Blatt...............................: eiförmig zum Blattgrund schmaler, ganzrandig doppelt gezähnt, wechselständig
Blüte..............................: weiße Blüten, erscheinen vor dem Laub, kurz gestielt, fünfzählig, zwittrig
Früchte..........................: dunkelblau bis schwarz, enthalten Steinkern, sehr sauer und herb
Rinde.............................: schwärzlich / braun, im Alter tiefschwarz und rissig
Standortansprüche......: sonnig, wärmeliebend
Winterpflege.................: frosthart, leichter Winterschutz empfehlenswert
Eignung als Bonsai......: sehr gut geeignet
Ergänzung.....................: Schlehen sind als Bonsai schwer zu bekommen




 

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Schlehe im Spätsommer Bild und Besitzer Josef Knieke




Allgemeines:

Die Schlehe, Prunus spinosa, ist die am weitesten verbreitete heimische Prunus-Art. Sie kommt in ganz Europa bis zu einer Höhe von 900 Metern vor. Selbst in Vorderasien, im Kaukasus und Nordafrika ist sie anzutreffen. Im Kaukasus kommt sie noch in einer geographischen Höhe von 1600 Metern vor!

Sie ist schon seit dem Mittelalter als Heilpflanze bekannt. - So kann man z.B. einen Tee aus den Schlehenblüten als mildes Abführmittel und zur Stärkung des Magens trinken. Auch bei Hautproblemen, Verschleimung der Atemwege und gegen geschwollene Füße kann der Schlehenblüten-Tee helfen. Die Früchte kann man zu Mus verarbeiten, das gegen Verstopfung hilft. Gegen Fieber kann man die Rinde der Wurzel abkochen und trinken.


Die Schlehe ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus und gehört zur Familie der Rosengewächse.

Sie hat bei uns viele verschiedene Namen. So wird sie auch Schlehdorn, Schwarzdorn, Heckendorn, Hagedorn, Bockbeerli, Haferpflaume, Kietschkepflaume oder Sauerpflaume genannt.
Sie gilt als Urform der heutigen Pflaume oder Zwetschge!

Die Schlehe zählt zu den wichtigsten Wildsträuchern für Tiere. Von den Früchten ernähren sich ca. 20 Vogelarten. Die Hecken bieten optimalen Lebensraum für die so genannten Strauchbrüter (z.B. Amsel und Drossel). Unzählige Käfer ernähren sich von den Blättern und etwa 20 Wildbienenarten ernähren sich von dem Nektar der Blüten.
Der Schlehdorn bildet mit seinen Wurzelausläufern oft dichte, undurchdringliche Hecken an felsigen Hängen, an sonnigen Weg- und Waldrändern, bei kalkhaltigen, oft auch steinigen Böden. Es handelt sich um einen weit verzweigten Strauch, der bis zu 3 Meter und unter günstigen Bedingungen sogar höher werden kann. Die Sträucher verbreiten sich über Wurzelausläufer und bilden dadurch dichte Bestände.
Die Zweige sind bräunlich / schwarz, wobei die Rinde des Stammes fast tiefschwarz und im Alter rissig werden kann. Es bilden sich Kurz- und Langtriebe aus. Die Zweige sind allerdings vermehrt mit Kurztrieben besetzt, die sich später zu Dornen ausbilden.
An den verdornten Kurztrieben erscheinen im März und April, lange vor dem Laubaustrieb, die kleinen weißen Blüten und stehen dort sehr dicht einzeln oder zu je zwei aneinander. Im Frühjahr sind ganze Hecken über und über mit den kleinen, weißen Blüten bedeckt. Sie verströmen einen leichten Mandelduft.

Die Innenseite des Blütenbechers sondert reichlich Nektar ab, so dass die Schlehe im zeitigen Frühjahr als wertvolle Nahrungsquelle dient. Sie wird von Insekten bestäubt.
Es entwickeln sich kugelige, dunkelblaue bis schwarze Steinfrüchte. Charakteristisch ist der darin enthaltene linsenförmige Steinkern, von dem sich das Fruchtfleisch nur schwer lösen läßt.
Die Früchte der Schlehe reifen von Oktober bis November und verbleiben den Winter über am Strauch. Sie erinnern an winzige Pflaumen.
Das Fruchtfleisch schmeckt wegen des hohen Gerbstoffgehaltes sehr herb und sauer. Nach dem ersten Frost werden die Beeren etwas milder im Geschmack.



 

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Natürliches Vorkommen der Schlehe




 

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Blüte




 

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Ast mit Früchten




 

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Ast mit Kurztrieben aus denen sich die Blüten bilden; Bilder Wikipedia






Als Bonsai:

Der Schlehdorn eignet sich aufgrund verschiedener Vorteile besonders zur Bonsiagestaltung. Dennoch sind Schlehen, obwohl sie diese Eigenschaften aufweisen, selten als Bonsai zu finden.
Das liegt vermutlich daran, dass man im Bonsaifachhandel selten geeignetes Material findet und nur mit viel Glück auf Yamadoritouren Pflanzen ausgraben kann.

Das Sammeln von Schlehen in der freien Natur erweist sich als abenteuerliches, für den einen oder anderen sogar schmerzhaftes, Unterfangen.
Dies kann nur derjenige Bonsaizüchter nachvollziehen, der schon einmal versucht hat, eine Schlehe auszugraben.
So bereiten die häufig unüberschaubaren Bestände jedem Sammler erhebliche Probleme. Zuerst muss ein Gestrüpp von kreuz und quer wachsenden, mit Stacheln übersäten, Ästen überwunden werden.

Das anschließende Problem ergibt sich aus der „Natur“ der Schlehe. Sie verbreitet sich wie bereits erwähnt, über Wurzelausläufer, die kaum Faserwurzeln besitzen. Dadurch hängen die Pflanzen nicht selten meterlang aneinander.
Aus diesem Grund kommt es vor, dass man beim Ausgraben in dem i.d.R. steinigen, schroffen Steinboden spatenstichtief oder auch entsprechend umfangreich graben muss, um an brauchbare Wurzeln zu gelangen.
Aufgrund dieser widrigen Umstände werden die erforderlichen Wurzeln nicht selten verletzt oder gar abgestochen, so dass die Pflanze diese Prozedur nicht überlebt.

Dennoch ist es die Schlehe aufgrund der rissigen, borkigen Rinde und mit kleinen weißen Blüten übersät, wert, als Bonsai gezüchtet zu werden. Zuletzt sollten noch die kleinen Blätter und die reizvollen Früchte, die sich zum Herbst hin bilden, erwähnt werden, die die Schlehe zu einem attraktiven Bonsai machen.

Die Schlehe wächst sehr sparrig und langsam. Das Holz ist ausgesprochen hart und zäh. Sie ist schnittverträglich und widerstandsfähig.
Der Schlehdorn treibt nach jedem Schnitt willig, auch dem aus alten Holz wieder aus. Ein Blattschnitt ist aufgrund der kleinen Blätter nicht erforderlich, wird aber problemlos vertragen.



 

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1986



 
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1990



 
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Schlehe im April; Bilder und Besitzer Reinhard Witte
Schlehe April 2009





Pflanzenbeschaffung:

Die Schlehe wird gelegentlich als vorgestaltete Rohpflanze im Bonsaifachhandel angeboten. Gestaltete Bonsai stehen nur selten zum Verkauf.
Im Gartenmarkt kann man Jungpflanzen erwerben, die aber i.d.R auch nur unbefriedigende Eigenschaften besitzen.


Standort:

Die Schlehe ist sehr wärmeliebend, deshalb sollte sie einen sonnigen Platz bekommen. Aber auch halbschattige Plätze werden problemlos angenommen.
Sie ist winterhart und benötigt deshalb während der kalten Jahreszeit nur einen leichten Schutz.


Umtopfen / Substrat:

Zum Umtopfen mit gleichzeitigem Wurzelschnitt eignet sich am besten die Zeit nach der Blüte, das ist i.d.R. im März.
Kleinere Exemplare sollten jedes Jahr, spätestens jedoch alle zwei Jahre umgetopft werden, größere können auch längere Umtopfintervalle vertragen. - Aber Vorsicht beim Wurzelschnitt, Schlehen reagieren da u.U. ein wenig empfindlich!!

Das kalkhaltige Substrat sollte nicht zu feinkörnig sein. Es sollte aus Akadama, Bims und Granulat bestehen, wobei ein erhöhter Anteil von Akadama verwendet werden sollte. Schwere feuchte und nährstoffreiche Böden provozieren Frostschäden.


Gießen / Düngen:

Nach der Blüte benötigt unsere Schlehe reichlich Wasser, damit sie Früchte ansetzen kann. Extreme Gegensätze wie Staunässe oder Ballentrockenheit sollten auf jeden Fall vermieden werden.
Bei der Verwendung eines grobkörnigen Substrates muß der Bonsai u.U. im Sommer mehrmals täglich gegossen werden.
Zum gießen kann auch Leitungswasser verwendet werden, da Schlehen kalkhaltiges Wasser gut vertragen.
Gedüngt werden kann mit mineralischem- oder organischem Dünger, da Schlehen nicht salzempfindlich sind.
Da fruchttragende Gehölze hungrig sind, sollte die Schlehe während der ganzen Vegetationsperiode vom Frühjahr bis in den Spätherbst hinein, kräftig gedüngt werden.


Gestaltung:

Yamadoripflanzen sollte man aufgrund der erheblichen Reduzierung im Wurzelbereich, nach erfolgtem, kräftigen Rückschnitt, über einen längeren Zeitraum ins Beet setzen. Wenn die Schlehe diesen für sie „lebensbedrohlichen“ Eingriff überstanden hat, treibt sie willig aus dem alten Holz aus.

Der Wuchs der Schlehe ist sehr sparrig und die Äste wachsen kreuz und quer ineinander. Diese sollten bei der Grundgestaltung konsequent zurückgenommen werden.
Nach jedem starken Rückschnitt bilden sich im unmittelbaren Bereich der Schnittstelle neue Triebe, so dass eine Selektion der neuen Triebe nicht schwer fällt.

Bei älteren Pflanzen lassen wir zunächst nach Ausarbeitung des Grundgerüstes den Neuaustrieb lang herauswachsen. Hat der Bonsai annähernd seine gewünschte Größe erreicht, werden die jungen, inzwischen bis zu 20cm langen Triebe, auf ein bis zwei Blattpaare zurückgeschnitten.

Sinn und Zweck dieser Verfahrensweise ist, dass sich an der Astbasis ansatzweise Dickenwachstum entwickelt. Durch anschließendes, häufiges Stutzen des Folgeaustriebes entwickelt sich die Feinverzweigung. Dickenwachstum ist dann kaum noch zu erwarten.

Ähnlich ist es bei Jungpflanzen die gleich in die Schale gepflanzt werden. Auch hier ist kaum Dickenwachstum vorhanden. Diese Pflanzen sollten zunächst über einen längeren Zeitraum frei wachsen, bis sie wie eben bereits beschrieben, zurück genommen werden.

Bei bereits gestalteten Pflanzen sollte der Rückschnitt im Frühjahr nach der Blüte, vor dem Erscheinen der Blätter, erfolgen. Dünnere Äste können über das ganze Jahr hindurch entfernt werden.


Ein Drahten der jüngeren Triebe ist möglich. Das harte, recht helle Holz der älteren Äste läßt sich besser mit Spanndrähten gestalten.
Wie oben bereits beschrieben, bildet sie mit ihren Dornen regelrecht undurchdringliche Gebüsche. Die mit Dornen übersäten Äste sollten mit Vorsicht gedrahtet werden. Der Draht kann problemlos über ein Jahr an der Pflanze belassen werden, da das Dickenwachstum nur sehr gering ausfällt und somit der Draht kaum einwächst.


Vermehrung:

Die Vermehrung des Schwarzdorns erfolgt in der freien Natur häufig generativ, d.h. über Früchte und Samen, die durch Vögel rein zufällig verbreitet werden.
Für unser Hobby bietet sich da eher als „gezielte Form“ die vegetative Vermehrung an.

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Absenker:
Zweige die mit dem Boden in Kontakt kommen bewurzeln sehr schnell (Absenker). Danach wird der Zweig vom Strauch abgeschnitten und als neue Pflanze gepflanzt.

Wurzelausläufer:
Die Schlehe ist ein Flachwurzler mit weit ausgedehntem Wurzelgeflecht, an dem sich sogenannte Ausläufer bilden. Diese Ausläufer können von der Pflanze getrennt und neu ausgepflanzt werden.

Steckhölzer:
Steckhölzer sind Stücke von einjährigen Ruten. Sie werden in der Zeit zwischen November und Februar in ca. 20cm lange Stücke geschnitten. Die Lagerung erfolgt bis zum kommenden Frühjahr frostfrei. Dann werden sie ins Substrat gesteckt, daher auch der Name „Steckhölzer“!

Saat:
Samen sammelt man im Herbst nach dem ersten Frost. Die vom Fruchtfleisch befreiten Kerne bewahrt man bis zum Frühjahr im Kühlschrank auf. Im Frühjahr kann dann ausgesät werden.


Krankheiten / Schädlinge:

An der Pflanze saugende Blattläuse können ein Einrollen der Blattränder verursachen, gefährden die Pflanze aber in den seltensten Fällen ernsthaft.

Durch Obstbaumspinnmilben werden i.d.R Verfärbungen an den Blättern verursacht, die dazu führen dass die Blätter von der Pflanze abfallen.
Außerdem kann es zu Befall von Mehltau und Zwetschenrost kommen. Dem Milbenbefall kann schnell mit erhöhter Luftfeuchtigkeit entgegen gewirkt werden. Mehltau und Zwetschgenrost kann man mit einfachen Spritzmitteln aus dem Gartenfachmarkt in den Griff bekommen.




 

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